Donnerstag, 29. Januar 2015

Letzter Abend in Mumbai

Ich sitze auf dem Hotelbett, P hat den Fernseher eingeschaltet (das zweite Mal, dass wir in diesem Monat den Fernseher im Hotelzimmer einschalten).
Wir haben soeben gepackt und uns eine Tasse weissen Tee gekocht. Ich genese noch von der Erkältung, die mich gestern gequält hat. 
Es geht eigentlich nicht zu begreifen, wie viel verschiedene Welten wir in den letzten Wochen durchquert, berührt haben, von wie vielen Welten wir berührt worden sind. Es war eigentlich nicht nur EINE Reise, sondern viele. 
Jetzt sind wir in Mumbai, einer Stadt, die mit dem Dorf Thanirpalli so viel zu tun hat wie London mit einem Dorf in Rumänien vielleicht. Eine indische Stadt, die Rikschas abgeschafft hat, (stattdessen fahren hier kleine gelb-schwarze Taxis), weshalb die Luft erstaunlich gut ist. 
Eine Stadt ausserdem, die es geschafft hat, dass alle Taxifahrer den Taxometer einschalten, so dass es keine langen Verhandlungen vor und nach der Fahrt gibt, wieviel man bezahlen soll (Man bezahlt einfach das, was auf dem Taxometer steht! Unglaublich!).
Das erklärt andererseits vielleicht aber auch, warum uns in Mumbai inzwischen schon mehrere Taxifahrer begegnet sind, die wirklich kein Wort Englisch zu verstehen scheinen - während man sich mit dem Rikschafahrer im Dorf Thanirpalli zumindest leidlich über Ziele und Fahrtstrecke verständigen konnte. 
Es ist angenehm, in einer Stadt zu sein, in der die Temperaturen erträglich sind (man kann ohne Ventilator schlafen), etwa wie Rom zur Sommerzeit, während in Kochi tropisches Klima herrschte und es auch nachts nicht abkühlte. 
Gestern morgen war ich noch bei der Raga-Meditation in Kochi, liess mir später beim Nasen-Ayurveda Öl in die Nase tröpfeln und sass mit verbundenen Augen vor dem Schlauch, aus dem der Ayurveda-Masseur Dampf gegen meine Nase und Stirn strahlte. Und heute lief ich um den Gateway to India herum und flanierte den Marine Drive entlang, die schönste Strandpromenade, die ich je gesehen habe und auch auf dem Stück Sandstrand so erstaunlich sauber wie nicht einmal ein Strand in Schweden.
Hüfttücher sieht man nur selten, die Jugendlichen sehen modern und selbstbewusst aus, man sieht Liebespaare, die sich in der Öffentlichkeit berühren (!), und die Modefrisur bei den jungen Männern ist ein luftiger Hochbau.
Heute konnte ich zwei Dinge erledigen, die ich eigentlich schon abgeschrieben hatte. Ich fuhr zu einem Optiker, der damit warb, dass er innerhalb von vier Stunden Brillen fertigen kann und den die Rezeptionisten in unserem Hotel empfehlen konnten. Ich bin ja vor der Reise auf meine Brille draufgetreten und habe jetzt nur eine alte Brille, die ausserdem etwas zu stark ist. 
(Zwischenbemerkung: Die fernsehende P informiert mich gerade darüber, dass es im Indischen den Frauennamen "Palak" gibt. "Stell dir vor, du würdest Spinat heissen!", sinniert sie weiter. - Lachanfall.)
Inzwischen habe ich also eine neue Brille bestellt und ausserdem noch eine Sonnenbrille dazu. Obwohl ich wirklich gute (nicht-indische) Gestelle wählte, bezahle ich jetzt viel weniger, als wenn ich in Schweden in einem der Billigläden nur eine Brille kaufen würde. Allerdings kriege ich die Gläser hier innerhalb von einem Tag leider nicht entspiegelt.)
So, jetzt ist es Zeit zum Schlafen. Morgen vormittag wollen wir mit einem Taxi eine Stadtrundfahrt machen. Ich habe sie heute bereits bestellt, bei dem Taxifahrer, der immer vor unserem Hotel steht und die kleine Katze, die hier ihr Zuhause hat, seine "Freundin" nennt (allerdings gibt er ihr zum Fressen nur Kekse, eine seltsame Missachtung der Katzenbedürfnisse). 
Ach ja, das Zweite, was ich erledigen konnte: Ich fand schliesslich doch noch zwei Nasenspülkannen. Fünf Wochen lang habe ich vergeblich danach gefragt, und heute ging ich eher aus Pflichtgefühl in ein Yoga-Zentrum, das aussah, wie eine altmodische Behörde. Dort zauberte in der Rezeption die Frau, die hinter der Schreibmaschine sass, weisse Porzellankannen aus einer Schublade hervor, und ich kaufte gleich zwei davon, auch wenn ich später sehen musste, dass eine davon schon einen Sprung hat. 
Morgen nachmittag kann ich die Brille abholen, dann will ich noch in das Museum für moderne Kunst gehen, das direkt gegenüber vom Hotel liegt, und am Abend geht es dann zum Flugplatz. 
Wenn ich zu Hause bin, melde ich mich wieder...

Das Haus des reichen Mannes, Mumbai

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