Montag, 5. Januar 2015

Die Geräusche, die Gerüche

(P kam gerade ins Hotelzimmer und brachte in roten Tupperware-Bechern heissen mit Kardamon und Ingwer gewürzten Milchtee vom Teestand. Der Ventilator dreht sich an der Decke mit einem rhythmischen Flap-Flap und P hat in ihrem Zimmer - wir haben nämlich eine Suite mit zwei Zimmern! - sogar die Klimaanlage eingeschaltet.) 

Heute haben wir die Weberei und die Papiermanufaktur des Sri Aurobindo Ashrams besucht, beides in der Nähe des Hotels, so dass wir in der Vormittagssonne zu Fuss dorthin gingen, vorbei an den üblichen Müllhaufen, streunenden Hunden, einer Mopedwerkstatt (die aus einem winzigen blauen Schuppen bestand, in der ein Haufen Schrott lag), vorbei an Bananenverkäufern und Ständen mit grünen Kokosnüssen, die man mit einem Strohhalm leertrinkt, nachdem der Verkäufer sie mit einer gebogenen Machete geöffnet hat.

Pondicherry ist sehr erholsam, mit schattigen und ruhigen Strassen, die französische Namen haben, mit einer Strandpromenade und frischer Meeresluft, mit mehreren Cafés, in denen richtiger Kaffee serviert wird (spanischer, amerikanischer, französischer und italienischer) und in denen man Brownies mit Gabel von einem Teller oder Veggieburger mit Pommes Frites essen kann. Ich entschied mich allerdings gestern abend dafür, an einem der Marktstände am Meer ein Curry zu essen, das seltsamerweise im Pappteller auf einem süssen Brötchen (!) serviert wurde. Danach nahm ich einen frischen Fruchtsalat zu mir, bestehend aus Papaya, Wassermelone und Ananas in einem Plastikbecher. Beides zusammen kostete gerade mal 50 Cent. 

Heute gingen wir nach einer kurzen Shopping-Tour (Kleider) in einem indischen Restaurant essen. Durch die getönten Fenster schauten wir auf den Hinterhof, wo gerade eine Bananenstaude in Blüte stand. Wir bestellten südindisches Thali, das auf einem runden, mit Bananenblatt ausgekleideten, Stahlteller serviert wurde (in den einfacheren Lokalen wird das Essen direkt vom Bananenblatt serviert). "Thali" bedeutet eigentlich auch "Teller" (das heißt, dass unser Wort "Teller" vom indischen Thali-Gericht herkommt). Es besteht aus verschiedenen Currys und Süppchen (sie befinden sich in kleinen Stahlschälchen), die man in einer bestimmten Reihenfolge mit dem Reis mischt, den einem ein Keller mit einem breiten Metall-Löffel aufs Bananenblatt gelöffelt hat. Auch zwei Klicks von verschiedenen ("very tasty") Chutneys wurden uns heute daneben gelöffelt. Traditionell isst man natürlich mit der Hand, und das tun wir auch, aber ich hoffe immer, dass kein Inder genau hinschaut, weil wir wahrscheinlich die Technik von dreijährigen Kindern haben, die mit den Händen in ihrem Essen herumpantschen. Da in Indien das Essen mit der linken Hand (aus "hygienischen" Gründen) immer noch verpönt ist, greife ich aber auch gern mal zum Löffel, den die Kellner uns Nicht-Indern diskret an den Tisch bringen.

Wir wollten heute einen ruhigen Tag  haben und fuhren nach dem Mittagessen mit der Rikscha in den Botanischen Garten. Ein Schild informierte uns darüber, dass hier ein Teil des Films "Life of Pi" gedreht wurde (der "Zoo" im Film). Die Bilder im Film waren Bilder eines idealen Indien, aber wir liefen im wirklichen Indien herum, und hier gab es keine Flamingos und andere farbenprächtige Vögel, sondern stattdessen ein paar magere Hunde, die hofften, dass die Besucher des Parks (erstaunlich viele junger Männer, die in Paaren auf den Steinbänken sassen oder im Schatten unter einem der hohen Bäume lagen) etwas Essbares für sie übrig hätten. Wir legten uns in den Schatten, lasen und schliefen ein wenig und wurden schliesslich etwas unanganehm von den Bissen der riesigen Ameisen geweckt, die sich in unsere Kleidung verirrt hatten. 

Dann nahmen wir eine Riksha zum Hotel. Das gehört zu den angenehmsten Dingen in Indien. Man braucht sich nur irgendwo an den Strassenrand zu stellen, und schon kommt - schwupps! - eine Rikscha herbeigeknattert und nimmt einen mit.

Alles ist momentan sehr entspannt - was für euch, die ihr das lest, natürlich ein wenig langweilig ist... Hoffentlich bleibt ihr trotzdem dran. 

Bis bald!


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